Mittwoch, 26. Dezember 2007

Weihnacht will gefeiert sein


Ganz neu fuer uns sind die vielen Prozessionen und kleinen fiestas, die rund um die Weihnachtszeit gefeiert werden. So konnten wir an einer Posada teilnehmen, wo Josef und Maria in Form von Krippenfiguren den Haeusern nachziehen und nach einer Uebernachtungsmoeglichkeit suchen. (analog den biblischen Evangelien) Wenn sie eine Bleibe gefunden haben, - meist im Hause einer Familie- wird eine kleine Predigt zur Geschichte der unbefleckten Empfaengnis und der Suche nach dem Stall abgehalten. Danach kommt sicher fuer die Kinder die Hauptsache: Mit verbundenen Augen versuchen sie abwechslungsweise, eine mit Suessigkeiten gefuellte Pinada per Stockschlag gewaltsam zu oeffnen, die aber an einem Seil baumelt und von einer Person mal nach oben, rechts und links bewegt wird. So enstehen nicht nur sehr lustige, sondern auch gefaehrliche Situationen, wenn die Kinder blindlings Richtung Zuschauer Ihre Stockhiebe verteilen... und wenn dann die Pinada zerstoert wurde und Gross und Klein die am Boden verstreuten Suessigkeiten erhaschen wollen, sollten Europaer das Schlachtfeld verlassen


Ein Muster an guatemaltekischer Spielbegeisterung lernten wir nach der Posada kennen: Wir brachten ein paar Jugendlichen das beruehmte, helvetische "Schoggispiel" bei. Wir kruemmten uns vor Lachen, wenn sich die Leute gegenseitig die Kappe vom Kopf zerrten, und die Toblerone mitsamt der Alufolie verschlangen, nur um einmal in den Genuss einer wirklichen Schoggi zu kommen.




Beeindruckt von der wunderbaren Landschaft waren wir am Lago Atitlan, den wir ueber Weihnachten besuchten. Der See ist eingebettet von drei erloschenen Vulkanen, deren Haenge von kleinen, idyllischen Doerfern flankiert werden. Die Aehnlichkeit an unsere CH-Seen vermochte sogar ein wenig das Fernweh nehmen. Der spiegelglatte See mit den Fischern in Ihren Lanchas bot wunderbare Fotomotive, was mich dazu bewegte, das Bett bereits um viertel nach fuenf zu verlassen. Am naechsten Tag unternahmen wir eine Schiffs-Rundreise (auf dem Dach) und besichtigten einige Doerfer am See. Hier essen die Leute zwei Tage keinen Fisch mehr, wenn im See jemand gestorben ist, weil sie glauben, die Fische wuerden die Leiche verzehren. Verstaendlicherweise verdirbt dieser Glaube jeden Apetit auf eine gebratene Forelle...











Am Weihnachtsabend waren wir dann wieder zurueck in Antigua. Wir durften mit der Familie, (Onkeln, Tanten, Cousinen, verschwaegerten und Amigos) den Abend feiern. In unserem Viertel fand jedoch noch ein Umzug statt, umrandet von grandios-gefaehrlichem Feuerwerk, lauten Konzerten und sehr vielen Leuten. Ein Torito hat auf seinem Ruecken verschiedene Feuerwerkskoerper aufgeschnallt, und rennt so durch die Menschenmenge, um ein wenig Panik zu verursachen und die Kleider mit Brandloechern zu versehen. Ein wirklich lustiger Brauch, wenn man Ihn denn kennen wuerde, und wuesste, dass man wirklich davonrennen muss..:-)



Trotzdem hat auch hier neben allem Laerm und den Fiestas ein wenig Besinnlichkeit Platz gefunden, aber auch dies in fuer uns "Nichtkatholiken" komischer oder gar befremdender Form. So wird mehrheitlich die Mutter Jesus verehrt, die rettende Geburt aber nur am Rande wahrgenommen.




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